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DEVIATION

Die Installation breitet sich wie ein Teppich aus Glasfragmenten über den Raum aus – gewebt aus Scherben, die aus aller Welt gesammelt wurden. Zerbrochenes Glas wirkt oft unheilvoll: zertrümmerte Fenster nach Erdbeben, Splitter von Unruhen oder scharfkantige Barrieren, die Menschen fernhalten sollen. Heute scheint es, als wären überall Scherben – und die Menschheit zeigt sich dabei nicht immer im besten Licht. Basierend auf Texten des Historikers Rutger Bregman enthüllt DEVIATION eine andere Wahrheit:

In Krisenzeiten rücken Menschen meist näher zusammen, und Akte der Freundlichkeit nehmen zu. Negativität mag lauter sein, doch die Geschichte zeigt, dass Zusammenarbeit überwiegt.

Aus bestimmten Blickwinkeln fangen die bearbeiteten Scherben das Licht ein und brechen es hundertfach – und verwandeln so Fragmente der Zerstörung in Spiegelungen der Hoffnung.

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In seinen weltweiten Recherchen kommt der Historiker Rutger Bregman zu einer überraschenden Erkenntnis: Der Mensch ist im Grunde gut. Könnte es sein, dass wir uns selbst zu Unrecht misstrauen? Was wäre, wenn in entscheidenden Situationen unseres Lebens gar kein bösartiges, barbarisches Wesen zum Vorschein käme, sondern ein grundgutes? Bregman belegt seine These mit eindrucksvollen Beispielen:

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"Im Oktober 1939 befahl Hitler seinen Generälen: „Der gnadenlose Einsatz der Luftwaffe, um den britischen Widerstandswillen zu brechen.“ Experten warnten vor Panik und Gewalt. Sie sahen voraus, dass in solchen Ausnahmesituationen der Mensch „mehrere Stufen der Zivilisationsleiter herabfallen“ würde. „Die Stadt wird in totales Chaos abrutschen.“

Am 7. September 1940 erreichten deutsche Flugzeuge London. In neun Monaten fielen über 80.000 Bomben, ein Drittel der Stadt wurde zerstört. Doch statt Chaos stellte der kanadische Psychiater Dr. John MacCurdy fest: „Kinder spielten weiter, Kunden feilschten, Polizisten regelten gelangweilt den Verkehr.“ Solidarität überwog die Angst. Menschen erinnerten sich später an eine Zeit des Zusammenhalts, „als jeder jedem half und es keine Rolle spielte, ob man links oder rechts, arm oder reich war.“ Der Angriff war entsetzlich – doch er schweißte die Menschen zusammen. Der Widerstandswille der Briten war nicht gebrochen. Trotz dieser Erkenntnisse beharrte die Royal Air Force darauf, die Angriffe mit einem Gegenangriff zu beantworten. Bei diesen Bombardements starben zehnmal so viele Menschen wie am 7. September.

Doch auch in Deutschland blieb die Massenpanik aus. Menschen berichteten von großem gesellschaftlichem Zusammenhalt: Sie rückten zusammen und traten füreinander ein. Nach dem Krieg untersuchten US-Ökonomen die Auswirkungen der Bombardierungen. Die Hauptfrage lautete: Hätte die Armee diese Art der Kriegsführung häufiger einsetzen sollen? Die Antwort überraschte alle: Die Bombardements seien ein Fiasko gewesen. Die deutsche Kriegswirtschaft wurde sogar gestärkt, wodurch der Krieg möglicherweise länger dauerte. Ein amerikanischer Ökonom schrieb: „Wir begannen einzusehen, dass wir auf eine der größten Fehleinschätzungen des Krieges überhaupt gestoßen waren.“

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Wenn wir Berichte über Krieg oder Katastrophen erhalten, kommen wir Menschen meistens nicht besonders gut dabei weg. Doch Daten, Studien und Zeitzeugenberichte zeigen, dass die menschliche Natur nicht so dunkel ist, wie sie oft dargestellt wird. Die Installation stellt die Frage, ob unser Bild von Zivilisation und Chaos eine tiefgehende Fehleinschätzung ist.


Die Installation besteht aus zerbrochenem Glas, das aus der ganzen Welt gesammelt und nach Berlin geschickt wurde.


Die Daten aus dem Text wurden von dem Historiker Rutger Bregman in dem Buch "Im Grunde gut" veröffentlicht.
https://rutgerbregman.com/books/humankind

Die Installation besteht aus 1.200 Glasscherben, die jede einzelne per Hand ausgerichtet wird. Der Zug wird dabei Zentimeter für Zentimeter bewegt und jede neue Glasscherbe in die richtige Position gedreht, sodass der Lichtstrahl zur nächsten Glasscherbe weitergeleitet wird. Sobald der Zug fährt, entsteht als Resultat eine Kettenreaktion des Lichts …

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Der Teppich aus den scharfen Glassplittern erschafft sofort ein Unbehagen, wenn man den Raum betritt.Jede einzelne aufgerichtet, wie eine Armee von Klingen, wie ein eingefrorener Applaus aus Scherben. Alles glitzert, alles schneidet, alles droht.

Artwork „DEVIATION“ BY:
Sven Sauer

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TRAIN MODIFICATION:

Helldorfer Engineering

 

ELECTRONICS:

Lukas Esser

 

CREATIVE CODING:

Markus Graf

 

PRODUCTION:

Sevval Gür

Martin Hussain

 

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MUSIC:

Theatre_of_delays

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TEXT AND STUDIES BY:

Rutger Bregman

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Video:

Frank Sauer

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Exhibition:

The darkrooms exhibition - Hotel

Featured in online art magazines:

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Thedarkroomsexhibition

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