LAUFFEUER
Die Installation beginnt mit einer Geschichte über eine Kindergärtnerin,
die es liebte mit ihren Kindern zu singen:
27 Jahre lang brachte sie über 500 Kindern die Lieder ihrer eigenen Kindheit bei - mit voller Hingabe. Doch als sie in Rente ging, wurde darüber diskutiert, eines dieser Lieder zu verbieten. Zu offensichtlich waren die diskriminierende Aspekte in dem Liedtext. Der Kindergärtnerin wurde kein Vorwurf gemacht - es war klar, dass dieses Lied aus einer anderen Zeit stammte.
Doch zur großen Verwunderung aller, ging die Kindergärtner gerichtlich gegen das Verbot des Liedes vor. Dieser Fall sprach sich herum.
Psychologen erklärten das Verhalten der Kindergärtnerin mit der Dissonanzredultion:
“Stellen Sie sich vor, sie hätten Jahrzehnte lang den wichtigsten Menschen ihres Lebens etwas beigebracht, dass sich nun als Fehler herausstellt?
All Ihre Leidenschaft steckte in diesen Liedern. Würde damit nicht ihr ganze Existenz in Frage gestellt? Oft fällt uns die Leugnung einfacher zu verkraften, als das Handeln des ganzen Lebens in Frage zu stellen.”
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Die Künstler fragen sich, ob eine ähnliche Geschichte zur Zeit auf unseren Straßen statt findet. Menschen stehen sich gegenüber, die um Klimaziele kämpfen. Manche kleben sich auf den Asphalt fest - andere verabscheuen diese so sehr, dass sie mit dem Gedanken spielen diese zu überfahren.
In der Press fallen Worte wie “Bürgerkrieg” und die Politik spricht von einer neuen Form des „Terrorimus“.
Eine gesellschaftliche Spaltung entsteht. Und wie bei der Kindergärtnerin versteht niemand, wie es dazu gekommen ist.
Und so stehen sich gewöhnliche Menschen auf den Straßen gegenüber, deren Auseinandersetzung in Hass umschlägt.
Die Künstler fragen sich, ob wir ohne es zu wissen, in die Situation der Kindergärtnerin gedrängt wurden:
„Da stehen wir nun. Uns wird klar, dass wir Jahrzehnte Dinge getan haben, die sich jetzt als falsch herausstellen. Wir flogen für ein Wochenende nach Ibiza, hatten eine ausschweifende Esskultur und bauten unser bequemes Leben auf Kosten der Natur aus. Wir sind offensichtlich mitschuldig an dem Klimawandel. BP benutzte genau dieses Gefühl, um die Gesellschaft in zwei Lager zu teilen. Und so leugnen wir uns lieber unsere eigene Welt zurecht. Unser Leben darf nicht in Frage gestellt werden und alle Personen,
die dies tun, ernten unsere geballte Aggression: Was wisst ihr schon -
wir gehören doch zu den Guten!“
Die Künstler erschaffen mit dieser Installation ein Experiment, dass die Klimadiskussion vom Ballast der eigenen Schuld zu befreien versucht, um wieder klar denken zu können.
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Wenn wir uns immer nur unsere Klima Sünden der Vergangenheit vor Augen halten, werden wir die Welt nicht in eine positive Zukunft führen. Es ist Zeit sich von dem benebelten Zustand der Schuld zu befreien, um Platz für Klarheit und Perspektive zu schaffen. Schreibe alle Schuldgefühle auf dieses Blatt Papier. Und vernichte es!
Erlauben Dir, einen Blick auf den Zustand unserer Welt zu werfen, ohne von einem schlechten Gewissen überw.ltigt
zu werden.
In 14 Tagen wurden über 10 000 Blätter durch den Schredderer bewegt.
LAUFFEUER
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CREATED BY SVEN SAUER & DAJOLIFE & FELIX HOFMANN
& JONAS WILISCH
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Artists:
@studiosvensauer
@DAJOLIFE
ENGINEERING:
FABRIZIO OLLARGIU & COREY DONOHUE
Shown:
@thedarkroomsexhibition
Photos by:
Frank Sauer & Carsten Beier
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Curated by:
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